Little Big Planet 3 - Test: Gut kopiert ist halb gewonnen! (2024)

Stände ich als Entwickler vor der Mammutaufgabe, ein nahezu perfektes und von Fachpresse hoch gelobtes Jump'n'Run eines anderen Studios fortführen zu müssen, würde mich die hohe Erwartungshaltung regelrecht erdrücken. Diesem Problem musste sich Sumo Digital stellen, denn als Nachfolger von Media Molecule - das sich seinerzeit eine Menge Achtung durch Little Big Planet 1 und 2 verdiente - war die Messlatte bereits sehr hoch.

Doch keine Panik, das Spiel ist keine billige Kopie. Little Big Planet 3 ist eine konsequente Fortführung der bekannten und lieb gewonnenen Elemente. An der Grafik hat sich aber trotz des Hardwaresprungs nur wenig verändert. Klar, die Auflösung ist ein wenig höher, die Schatten- und Lichteffekte wurden hier und da etwas mehr betont - das sind dann aber auch schon die einzigen auffälligen Neuerungen aus technischer Sicht. Und für Besitzer des alten PlayStation-Modells, die einen Konsolenwechsel derzeit noch nicht in Betracht ziehen, gibt es eine ebenfalls erhältliche PS3-Version. Knuffig sind beide.

Ein schweres Erbe...

Im Abenteuer stellt sich Sackboy gegen den Bösewicht Newton, der in Form einer Glühbirne die Welt ins Unglück stürzen möchte. Mit drei neuen Charakteren an seiner Seite wird die flachspurige Erzählung des Story-Modus nach nur knapp sechs Stunden abgeschlossen. Das ist in meinen Augen eindeutig zu wenig, und ich habe mir enorm viel Zeit gelassen, die einzelnen Level zu durchlaufen, mich durch Teleport-Portale zu beamen, an Haken durch die Gegend zu schwingen, mithilfe von Schwebestiefeln die Luft unsicher zu machen oder mit Luftdruck Objekte anzusaugen beziehungsweise von mir wegzuschleudern. Ja, die hilfreichen Gadgets machen Laune - keine Frage - und die abwechslungsreichen Level ebenfalls.

Die Zahl "drei" hat neben der Nummerierung des Spieletitels eine besondere Bedeutung: OddSock, Toggle und Swoop heißen die Helferlein, die mit ihren besonderen Fähigkeiten den zusammengeflickten Sackboy unterstützen. An festgelegten Punkten dürft ihr zum Beispiel mit dem blitzschnellen OddSock gewagte Wandsprünge ausführen, Toggle hingegen kann sein Gewicht verändern, um so elegant über das Wasser zu gleiten.

Und dann wäre da noch Swoop, eine vogelartige Kreatur, die allerlei Zeug an entfernte Orte bringen kann. Eine ansprechende Neuerung, jedoch wurde bei der ohnehin knapp bemessenen Spielzeit einfach zu wenig in die Richtung getan, die drei Freunde richtig einzubinden.

Little Big Planet 3 Screenshots

Baukasten sorgt für Langzeitmotivation!

Glück gehabt! Wäre nach den gerade mal sechs Stunden des Story-Modus das Spiel an ein Ende gelangt, hätte man mir bei aller Liebe zum Detail nur wenig für dieses Spiel abgewinnen können. Doch da war doch was in den Vorgängern, das uns über unzählige Stunden vor den Bildschirm gezerrt hat: der Editor! Mit diesem könnt ihr nach Belieben Level kreieren, Fallen und Hindernisse aufstellen und diese danach mit der ganzen Welt voller Stolz teilen. Im Gegenzug heißt das, die von anderen Spielern erstellten Level der Online-Community selbstverständlich auch in Augenschein nehmen zu können und gemeinsam anzupacken.

Und nun ein besonderer Hit: Das Tutorial des Level-Editors wird nicht nur stumpfsinnig erzählt, sondern spielerisch mit Rätseln kindgerecht eingeleitet - einfach toll, so lernt man direkt beim Spielen, wie der Hase läuft. Anschließend kennt der verbesserte Editor schier keine Grenzen, um mal eben einfach seinen durchgeknalltesten Ideen freien Lauf zu lassen. Erstellt Mini-Spiele und bereist gemeinsam im lokalen beziehungsweise online Koop-Modus die Eigenkreationen.

Day One-Update und unberücksichtigte Bugs...

Obwohl man einen Day One-Patch zur Veröffentlichung bereitgestellt hat, wurden leider nicht alle Fehler behoben. Gelegentlich kommt es also vor, dass Sackboy plötzlich wie aus dem Nichts verschwindet, das Spiel abstürzt oder gewöhnliche Pop-ups sowie andere kleinere Grafikfehler den Spielspaß trüben. Ob und inwiefern die PlayStation 3-Version betroffen ist, konnte ich zum Testzeitpunkt nicht feststellen, da auf die PlayStation 4-Variante zurückgegriffen wurde.

Die Hintergrundmelodien sind allesamt gelungen und begleiten das Spielgeschehen angenehm. Was mich dann aber doch etwas stört, sind die hundsmiserablen deutschen Synchronsprecher. Tut euch einen Gefallen und zieht die passablen englischen Sprecher vor.